Die Quälgeister stillen

Core-Transformation und andere Methoden zum heilsamen Umgang mit unliebsamen Mustern.

Jähzorn, notorisch negative Gedanken, zu viel Schokolade essen, nicht abschalten können…

Wer hat sich nicht schon mal mit einer Gewohnheit oder einem Muster geplagt, das er^sie gerne loswerden wollte. Besser heute als morgen.

Wenn wir es mit unerwünschten Verhaltensweisen zu tun haben, die wir ausleben gleichsam „ohne es zu wollen“, sind wir mit einem inneren Konflikt konfrontiert: Was wir tun, wollen wir nicht – was wir wollen, tun wir nicht.                                                                        

Unser Handeln, Denken, Fühlen scheint nicht von unserem bewussten Denken kontrollierbar: „es“ gelingt mir nicht ruhig zu bleiben; „dann habe ich die Schokolade doch wieder gegessen“, „es“ rumort in mir.

Wir wollen „es“ loswerden!! Den „inneren Schweinehund“ besiegen! Dagegen ankämpfen. Die kriegerischen Metaphern sind buchstäblich Legion!

Gunther Schmidt, der Begründer der hypnosystemischen Arbeit, spricht von inneren Anteilen, die im Konflikt miteinander stehen. Er weigert sich als „Auftragskiller“ zu arbeiten, indem ein Teil, das „es“ zum Verschwinden gebracht wird.  Er bietet stattdessen an, als Mediator zwischen den Teilen, die unterschiedliches wollen, zu vermitteln.

Dahinter steht die freundliche Annahme, dass jedes Muster, jede Verhaltensweise und sei sie noch so störend, in einem bestimmten (früheren) Kontext eine gute Absicht für uns hat(te). Vielleicht war der Jähzorn einmal das vermeintlich einzige Mittel, Aufmerksamkeit zu erlangen, Schokolade als Seelentröster ist berühmt – die gute Absicht hinter unerwünschten Mustern zu erforschen und zu würdigen ist ein erster hilfreicher Schritt, einem solchen Muster zu begegnen.

In ihrem Buch: „Den Dämonen Nahrung geben“ beschreibt Tsültrim Allione ein Aufstellungs-Verfahren, das hilft aus den unerwünschten Mustern Ressourcen zu gewinnen. Der Prozess läuft in vier Schritten ab[1]:

  1. Finde den Dämon: Wähle ein Muster und Schau es Dir an: wo im Körper spürst Du es am meisten, spüre dem Gefühl nach: welche Farbe, Textur, Gestalt hat es. Wie sieht Dein Quälgeist aus?
  2. Personifiziere deinen Qualgeist.  Gib ihm eine konkrete Gestalt, die ihn gut für Dich darstellt. (Vielleicht möchtest Du ihn auch zeichnen?) Setze den Quälgeist auf einen Stuhl und nimm selbst auf einem Stuhl gegenüber Platz:
  3. Frag den Quälgeist: „Was willst Du von mir?“,
  4. „Was brauchst Du von mir?“,
  5. „ Wie wirst Du Dich fühlen, wenn Du in Fülle bekommen hast, was Du brauchst?“
  • Werde selbst zu Deinem Quälgeist und begib dich in die Position des unerwünschten Musters.     Fühl dich ein und beantworte die Fragen von da aus. Wie siehst Du Dich selbst durch die Augen Deines Quälgeists?

Beantworte die Fragen aus dieser Position:

  • Was ich von Dir will…
  • Was ich von Dir brauche…
  • Wenn ich das in Fülle bekomme, dann bin ich…
  • Stille den Quälgeist und mach Dich mit einem neuen Freund bekannt:

Komm wieder in Deine ursprüngliche Position. Fühl Dich ein und visualisiere den Quälgeist wieder vor Dir. Dann stell Dir vor, Du fütterst den Quälgeist mit einem wunderbaren Nektar, der die Qualität all dessen, was er braucht hat. Stell Dir den Nektar in angenehmen, heilsamen Farben vor und füttere den Dämon bis er zufrieden ist und schau wie er sich wandelt, dann frag ihn:

  • Wie wirst Du mir helfen?
  • Wie wirst Du mich schützen?
  • Welches Versprechen gibst Du mir?
  • Und wie kann ich mit Dir in Kontakt kommen.

Wechsle nochmal den Platz und beantworte die Fragen aus der Position der neuen Ressource.

  • Lass das Erlebte in Dir nachwirken. Das Ende einer solchen Arbeit ist ein neuer Anfang. Lass Dich überraschen, wie der Gewinn dieser Arbeit sich in nächster Zeit entfaltet!

Eine der entscheidenden Fragen in diesem Prozess ist die Unterscheidung zwischen:

„Was willst Du von mir?“ und „Was brauchst Du?“

Die Antworten auf diese Fragen können höchst unterschiedlich sein. Denn was wir gerade wollen muss nicht gleichzeitig das sein, was wir wirklich brauchen. Unerwünschte Muster wollen etwas für uns erreichen, was wir brauchen.

Die Mittel, wie diese Muster für uns arbeiten können allerdings inadäquat sein: Schokolade mag die Seele trösten, aber nicht Waage noch Blutzuckerspiegel. Jähzorn sorgt zwar für Aufmerksamkeit, doch vielleicht bekommen wir die Aufmerksamkeit, die wir uns wünschen, auf ganz andere Art!

Je besser wir verstehen und erspüren, was wir wirklich brauchen, desto leichter finden wir passende Wege, das was wir brauchen auch zu erfüllen.

©Alexandra Schwendenwein und Harald Heinrich; Aufstellungsarbeit Wien


[1] Nach: Tsultrim Allione: Feeding Your Demons, Ancient Wisdom for Resolving Inner Conflict; Hay House